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ADFC-Fahrradklima-Test 2024 im Landkreis Ebersberg: Viel Luft nach oben – Poing als Lichtblick

Pressemitteilung

Ebersberg, 17. Juni 2025 – Der ADFC-Fahrradklima-Test 2024 zeigt ein durchwachsenes Bild für die Kommunen im Landkreis Ebersberg: Während Poing mit einer bundesweit sehr guten Platzierung glänzt, zeigen Gemeinden wie Markt Schwaben und Kirchseeon deutlichen Handlungsbedarf.

Der Fahrradklima-Test ist eine bundesweite Befragung von Radfahrenden zur Fahrradfreundlichkeit ihrer Kommune – gemessen u. a. an Infrastruktur, Sicherheit, Komfort und politischer Förderung. Über 213.000 Menschen nahmen 2024 teil. Im Landkreis Ebersberg gaben in fünf Kommunen ausreichend Teilnehmer ihre Bewertung ab, sodass sie in die Auswertung mit aufgenommen wurden.

Viele der genannten Orte sind Mitglied der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen in Bayern (AGFK Bayern) oder streben dies an. Die AGFK unterstützt Kommunen bei der Weiterentwicklung ihrer Radverkehrspolitik – über Förderung, Beratung und Netzwerkbildung.

„Die Mitgliedschaft in der AGFK ist ein guter Schritt – ersetzt aber nicht das entschlossene Handeln vor Ort“, sagt Jürgen Friedrichs, Vorsitzender des ADFC-Kreisverbands Ebersberg. „Die Rückmeldungen der Radfahrenden zeigen, wo Kommunen bereits auf dem richtigen Weg sind – und wo noch Mut zu echten Veränderungen erforderlich ist.“

Ergebnisse im Überblick
 

Poing: Vorbild im Landkreis

Mit der Gesamtnote 3,3 belegt Poing Platz 28 von 423 Städten seiner Größenklasse – das beste Ergebnis im Landkreis. Besonders positiv: Erreichbarkeit der Ortsmitte (1,8), zügiges Radfahren (2,2) und ein funktionierendes Leihfahrradsystem (2,3).

„Poing zeigt, dass kontinuierliche Verbesserung wahrgenommen wird“, so Friedrichs. „Aber auch hier gilt: Schlechte Bewertungen bei Sicherheit und Baustellenführung bleiben ein Auftrag.“

Vaterstetten: Im Mittelfeld – mit Perspektive

Mit Note 3,8 liegt Vaterstetten im stabilen Mittelfeld (Platz 143 von 429). Gute Bewertungen gibt es für die Erreichbarkeit des Zentrums (2,0) und das zügige Fahren (2,3). Dagegen stehen schwache Noten bei Baustellenführung (4,5), Radverleih (5,4) und Werbung fürs Radfahren (4,6).

„Mit der kürzlichen Aufnahme in die AGFK Bayern hat Vaterstetten ein deutliches Zeichen gesetzt“, sagt Friedrichs. „Jetzt braucht es sichtbare Maßnahmen – von verbesserten Querungen bis hin zu sicheren Abstellplätzen.“

Ebersberg: Radverkehrsklima konstant – Mobilitätskonzept muss jetzt Wirkung zeigen

Die Stadt Ebersberg erreicht die Note 4,0 (Platz 285 von 423) – fast gleichauf mit dem Ergebnis von 2022. Gelobt werden Winterdienst (3,2) und Reinigung der Radwege (3,2), die überdurchschnittlich abschneiden. Kritik gibt es bei der Radweg-Breite (4,8), der Baustellenführung (4,7) und dem Sicherheitsgefühl (4,6).

„Die Stadt hat mit dem 2024 beschlossenen Integrierten Mobilitätskonzept einen sehr guten Plan, der Fuß- und Radverkehr deutlich stärken kann – wenn man ihn auch konsequent umsetzt“, erklärt Friedrichs. „Jetzt gilt es, nicht bei Konzeptpapieren stehen zu bleiben, sondern zügig für sichtbare Verbesserungen im Straßenbild zu sorgen.“

Kirchseeon: Aufbruchstimmung nutzen

Kirchseeon erhält Note 4,3 (Platz 383 von 423). Während die Erreichbarkeit der Ortsmitte (3,0) ordentlich bewertet wird, sind die Werte für Ampelschaltungen (4,9), Radwegebreiten (4,9) und Leihfahrräder (5,7) problematisch.

„Wir sehen, dass sich in Kirchseeon gerade etwas bewegt – nicht zuletzt durch die AGFK-Aufnahme“, so Friedrichs. „Es wäre wichtig, diesen Schwung zu nutzen, um strukturelle Verbesserungen anzugehen.“

Markt Schwaben: Aktives Engagement, aber schwache Bewertung

Markt Schwaben bildet mit Note 4,4 das Schlusslicht im Landkreis (Rang 390 von 423). Vor allem Sicherheitsgefühl (5,0), Mischverkehr mit Autos (5,1) und Baustellenführung (5,1) schneiden schlecht ab. Positiv wird das Radfahren für Jung und Alt (3,1) gesehen.

„Ob fehlender politischer Wille oder schlichtweg klamme Kassen – das lässt sich von außen schwer sagen“, erklärt Friedrichs. „Fakt ist: Die sehr engagierte und überparteilich agierende Initiative Pro Fahrrad vor Ort braucht Rückenwind und verlässliche Unterstützung durch die Politik und Verwaltung.“

Fazit: Unterschiedliche Ausgangslagen, gemeinsamer Auftrag

Der ADFC sieht in den Ergebnissen sowohl Licht als auch Schatten. „Der Landkreis hat die Chance, sich als Modellregion für sichere und alltagstaugliche Radmobilität zu profilieren“, so Friedrichs. „Dazu braucht es in den Kommunen politischen Mut, Investitionen in sichere Infrastruktur – und ein konsequentes Hinhören auf die Bedürfnisse der Radfahrenden.“

Details zu den berücksichtigten Städten und Gemeinden sind unter https://adfc-ebe.de/fkt2024 einsehbar.

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