Vatertagstour (2013) – einmal anders

Tourbericht von Ottfried Zierenberg vom 9. Mai 2013

9. Mai, Christi Himmelfahrt, 8 Uhr – Vatertagstour? Na ja, zumindest sind die teilnehmenden potentiellen Väter schon mal in der Minderzahl bei den 15 TeilnehmerInnen; und auch der arg frühe Beginn spricht etwas dagegen.  Über dieses große Engagement freut sich daher selbst der Himmel mit strahlendem Sonnenschein; und Norbert verspricht auch eine „gemütliche“ Tour, wobei das ein dehnbarer Begriff ist, wie sich später herausstellte.

Zügig geht’s von Baldham bis Grub, wo wir die S2 bis Erding nehmen. Die Kreisstadt erstrahlt in morgendlicher Ruhe. Wir hören, dass Erding früher schon mal zu Niederbayern gehörte, und in dieser Zeit mit Getreidehandel und Lodenherstellung kräftig florierte; die prachtvollen Bürgerhäuser und das verbliebene Stadttor zeugen davon. Wir verlassen die Stadt nordwärts und kommen zu einem wunderschönen Naherholungsgebiet mit dem Kronthaler See, einer großen Kiesgrube, und dadurch mit sehr sauberem Wasser. Wir fahren über Glaslern durch die Felder Richtung Wartenberg, sehr „gemütlich“ mit ca. 25 km/h, es ist ja noch flaches Gelände. Der Raps erstrahlt in goldgelber Farbe und betört die Geruchsnerven; da merkt man die Geschwindigkeit kaum. Über uns die Flugzeuge, die sich im Minutenabstand auf die Landung in Erding vorbereiten. Wartenberg kennt kaum jemand von uns; und dennoch hatte dieser Ort als Sitz eines Zweiges der Wittelsbacher im Mittelalter eine große Bedeutung. Während die Wartenberger Burg der Wittelsbacher bereits im 14. Jahrhundert wieder abgetragen wurde, steht deren Jagdschlösschen aus dem Jahr 1409 noch immer. Wir schenken dem Bau nur einen Seitenblick, während wir eine längere Steigung hinaufächzen. Oben werden wir mit einer traumhaften Aussicht auf das Erdinger Moos belohnt.

Weiter über Kirchberg, Schröding, Dickarting, Sulding, Neufraunhofen. Ein ständiges, anstrengendes Bergauf und –ab; aber wir werden verwöhnt mit einer „Traumstrasse“, sicherlich eine der letzten bayrischen Alleen, wie man sie sonst nur noch in Mecklenburg-Vorpommern findet. Dazwischen immer wieder weite Ausblicke auf das wunderbare Umland. Die Landschaft zieht wie in einem Film vorbei. 

Wir kommen in Velden an der Vils gegen High Noon an. Die „Helden und Heldinnen“ sind schon etwas abgekämpft, freuen sich aber umso mehr, im Café am Apoll direkt auf dem Marktplatz bei strahlendem Sonnenschein ihre Bier-, Wasser- und Kohlenhydratdefizite auffüllen zu können. Der übergroße bronzene Apoll scheint uns alle mit einem Lorbeerkranz für unsere bisherige Leistung belohnen zu wollen. Der Marktplatz besticht durch die Farbenvielfalt der Häuser, es ist einfach gemütlich hier. Dabei hat Velden eine wechselvolle Geschichte hinter sich: Bayernland seit den Agilolfingern, wird aber unter Karl dem Großen fränkisch; Gott sei Dank ist es jetzt wieder daheim in Bayern!

Ab Velden benutzen wir den Vilstalradweg, eine umgebaute ehemalige Bahntrasse, und gleiten durch das obere Vilstal. Über Moosen und Taufkirchen erreichen wir Hörgersdorf. Hier hat Norbert schon die Mesnerin für eine Führung durch St. Bartholomäus, der sog. „Kleinen Wies“, gewinnen können. Eine andere Welt. Barock und Rokoko in feinster Vollendung, da nach den Wirren des Dreißigjährigen Krieges gebaut. Ein Pfarrer, der sich um die Restaurierung nach dem 2. Weltkrieg sehr verdient machte und noch bis zu seinem 90. (!) Lebensjahr täglich die Messe las. Eine Kirche, wo auch heute trotz aller Emanzipation Männer und Frauen noch auf unterschiedlichen Seiten sitzen. Die Ruhe, Pracht in diesem Raum sowie die Zufriedenheit und das Gottvertrauen dieser Mesnerin tun in der heutigen hektischen Zeit sehr gut. Und so haben auch wir, obwohl auf Radltour, an diesem christlichen Feiertag noch eine Kirche besucht; Norbert denkt an alles! Danach Kaffee in Riedersheim. Wir kommen an und der Tisch mit Kaffee und herrlichem, selbstgebackenem Kuchen ist schon im Garten gedeckt, als kämen wir zu einem Familienbesuch!  Frisch gestärkt geht es wieder zurück nach Erding und mit der S-Bahn nachhause. Auf den letzten Metern vor der Haustür erwischte sicherlich einige noch ein Gewitterschauer, aber was macht das schon nach einem solch schönen Tag. Norbert sei Dank!

Die technischen Daten: 94 km, Fahrzeit: 5 Std; 6 Std. gestanden, gegessen, geratscht, gestaunt…, also doch, wie versprochen, „gemütlich“; Durchschnittl. Geschwindigkeit: 19 km/h ; 534 Höhenmeter; durchschnittl. Steigung: 3%; max. Steigung: 17%; 4200 Kcal, also genug, um trotz des guten Kuchens und diverser Halbe nicht zuzunehmen!

Tourberichte

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